Interner Lehrgang mit Anselm Stahl im November 2024
Anfang November luden wir wieder einmal Sensei Anselm Stahl vom Verein Kai Shin in Laufen (Oberbayern) zu uns ein. In drei Einheiten unterrichtete Anselm eine Handvoll Karateka von Shingitai Stuttgart und von unserem Partnerverein Horan Shūkōkai aus Schörzingen.
Am Samstag machten wir zuerst mit einigen Übungen, um die Gelenke und den Körper langsam in Fahrt zu bekommen. Anselm startete dann ganz unten, unter den Fußsohlen. Er wies uns darauf hin, wie wichtig die Füße für einen stabilen Stand und für ein gutes Karate seien und dass sie oft vernachlässigt und für selbstverständlich genommen werden. Den Rest des Vormittags blieben wir thematisch hauptsächlich unterhalb der Gürtellinie. Wir übten damit einen stabilen Bodenkontakt und das Schließen des Beckenbodens (shime) für eine gute Kopplung des Standes zum Rumpf. Im Laufe des Nachmittages nutzten wir dann diese Kopplung und die Rotation der Hüfte, um schnelle, entspannte und dadurch wirksame Armtechniken auszuführen.
Für seinen Unterricht nutzte Anselm mentale Bilder, die uns halfen, die sonst eher abstrakten Anweisungen zu visualisieren und den Körper richtig anzusteuern. So stellten wir uns ein dünnes Seil vor, das uns am Scheitel nach oben zieht, während der restliche Körper steht. Dadurch hatten wir guten Bodenkontakt, standen aber dennoch aufrecht und konnten unsere Mittelachse (seichūsen) halten. Wir stellten uns auch eine „Beckenschüssel“ vor, also, dass unser Becken eine Schüssel ist. Diese sollten wir gerade halten und den Bauchnabel nach oben richten, wodurch wir ein Hohlkreuz vermeiden konnten und die Hüfte um die seichūsen rotierten. Am eindrucksvollsten war allerdings das mentale Bild des Feuerwehrschlauchs: Wir stellten uns vor, dass unser Arm ein Feuerwehrschlauch sei, aus dem wie Wasser das ki strömt. Damit war der Arm entspannt und durchlässig, aber viel stärker, als wenn wir bewusst die Armmuskulatur anspannten.
Am Sonntagvormittag nahm Anselm in der letzten Einheit noch die Bauchatmung hinzu. Hier lernten wir eine tiefere Atmung kennen und steuerten diese durch bewusste Anspannung und Entspannung von Zwerchfell und Beckenboden an. Anhand der Katas Sanchin und Tenshō konnten wir diese Atmung in Kombination mit dem stabilen Bodenkontakt üben, ein schon fast meditatives Erlebnis. Mit der Kata Shisōchin brachte Anselm schließlich alle behandelten Themen zusammen: Bodenkontakt, shime, Hüftrotation, durchlässige Arme und die Atmung.
Damit war der Lehrgang dann auch schon wieder vorbei. Wir waren wieder einmal beeindruckt von Anselms Anatomiewissen, mit dem er uns das Karate auf eine ganz besondere Art und Weise nahebringen konnte. Wir werden an dem Gelernten noch lange etwas zu üben haben und danken Anselm sehr für seinen Besuch und einen spannenden Lehrgang!