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Shito Ryu am Ruhlesee: Spätsommerkarate unter hochrangiger Leitung im Feriendorf Dorado

Nachdem der ursprünglich geplante Termin im Juni 2020 pandemiebedingt abgesagt werden musste, ist es den Veranstaltern von Zan Shin Kai e.V. um Randolf Behnke gelungen vom 11.–13. September 2020 ein Spätsommercamp der Extraklasse vor den Toren Berlins auf die Beine zu stellen.

Lehrer Shito-Ryu Sommercamp 2020

Die Trainings wurden an die Coronaverordnung des Landes Brandenburg angepasst. Trainiert wurde draußen oder in gut belüfteten Hallen. Die Referent/inn/enauswahl war einzigartig: Neben den Berliner Karatelehrern Carlos Molina (8. Dan), Johannes Köster (6. Dan), Tom Witt (6. Dan) und Kai Gaedke (5. Dan) unterrichteten auch Anselm Stahl (7. Dan aus Laufen/Salzach), Sabine Kita (5. Dan aus Stuttgart) sowie Sandra Gutzmer (4. Dan aus Kaiserslautern).

Shito-Ryu Sommercamp 2020

Es wurde mehrfach täglich in separaten Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen trainiert. Zwischendurch konnte, wer wollte, sich im Ruhlesee erfrischen. Beim abendlichen Grillen mit Lagerfeuer wurde die Karategemeinschaft zelebriert.

Vielen Dank für dieses großartige Karatetreffen an Zan Shin Kai und alle Referent/inn/en.

Voller Hoffnung und mit gestärkter Einheit schaut das Shito Ryu nach vorne. Das nächste Shito Ryu Sommercamp ist für den 11.–13.06.2021 am Ruhlesee geplant.

Johannes Köster

Sommerlehrgang 2020 Shingitai Stuttgart

Lehrgangsbericht 31. Juli – 2. August 2020

Das erste Augustwochenende 2020 verbringen wir bei Sabine im Garten. Freitag Nachmittag reisen wir an und bauen unsere Zelte auf. Danach fangen wir dann gleich mit der ersten Trainingseinheit an. Thema des Lehrgangs ist die Kata Seienchin, und die Achtsamkeit. Dazu schauen wir auch erst ein kurzes Video, den “Selective attention test”, mit dem uns aufgezeigt wird, wie viel man doch übersehen kann, wenn man sich auf etwas spezifisches konzentriert. Im ersten Training konzentrieren wir uns erst einmal auf den Ablauf und merken, dass das mit den 45° gar nicht so einfach ist auf der Wiese. Langsam kriegen wir die Kata dann aber auf die Reihe. Mit einem Vesper und anschließendem Stockbrotbacken über der Feuerschale lassen wir den Abend nett ausklingen.

Der Samstagmorgen beginnt früh, denn um 7:45 Uhr ist schon der erste Programmpunkt verbucht: zazen-Meditation. Dazu sitzen wir aufrecht und etwas erhöht, konzentrieren uns auf die Bauchatmung und versuchen, nicht an Gedanken hängen zu bleiben, sondern sie zu- und dann loszulassen. Wobei “versuchen” vielleicht das falsche Wort ist, denn gerade “wollen” darf man nicht. Irgendwann komme aber auch ich zur Ruhe, und der Schlussgong kommt wie aus dem Nichts. Im Anschluss an die Meditation frühstücken wir alle gemeinsam im Garten. Trotz der frühen Uhrzeit ist es schon angenehm warm.
Nachdem wir nochmal geprüft haben, ob wir den Ablauf der Kata vom Vorabend noch im Gedächtnis haben, fokussiert sich das Vormittagstraining auf die Atmung. Seienchin entpuppt sich als eine sehr vielseitige Kata, in der sich ruhige, aber kraftvolle Bewegungen mit sehr dynamischen Impulsen abwechseln. Sabine zeigt uns, wie wir mit der richtigen Atmung immer schnell in die nächste Technik starten können und auch, wie wir die Atmung nutzen können, um die Verbindung zum Boden besser aufzubauen. Währenddessen schlägt der Hochsommer richtig zu, und nach der Trainingseinheit freuen wir uns über ein kühles (alkoholfreies) Bier und die Campingdusche, die im Garten aufgestellt wird.

Im Nachmittagstraining geht es dann mit den Bunkai der Kata weiter. In der Kata Seienchin nutzt man den tiefen Schwerpunkt und guten Bodenkontakt des Shiko dachi und die 45°-Winkel für Hebel und Würfe. Dabei üben wir nebenbei auch immer noch die Atmung und die Achtsamkeit mit dem Trainingspartner. Im Anschluss meditieren wir wieder, was jetzt auch schon etwas besser klappt. Schließlich essen wir noch gemeinsam, gehen dann aber auch bald schon erschöpft, aber zufrieden, schlafen.
Der Sonntagmorgen beginnt wieder mit zazen-Meditation. Nach dem Frühstück wiederholen wir dann in der ersten Trainingseinheit den Ablauf und das Timing der Kata. Wir wiederholen auch die Bunkai, die wir am Samstag gelernt haben, und üben diese weiter ein.
Nach dem Mittagessen regnet es. Das Wetter war uns bisher sehr wohlgesonnen, und so sind wir darüber auch nicht böse. Zumal wir auf das Dojo ausweichen können, und dort auf den Matten noch richtig schön die Wurf-Bunkai üben können. Hier machen sich verschiedene Körpergrößen bemerkbar, aber auch, dass es für jeden und jede eine passende Bunkai gibt: Zum einen kann man den tiefen Shiko dachi nutzen, um den Schwerpunkt des Gegners zu unterwandern und den Gegner aus dem Gleichgewicht zu kriegen. Das bietet sich besonders an, wenn man kleiner oder gleich groß wie der Gegner ist. Die zweite Variante ist, in einem hohen Stand zu starten, sich an den Gegner ranzuklemmen und dann den Schwerpunkt abzusenken. Hier zeigt uns Sabine auch, wie wichtig es ist, bei Würfen die eigene Achse aufrecht zu behalten, weil man sonst schnell vom Werfenden zum Geworfenen wird. Wir merken auch wieder einmal erfreut, wie vielseitig Karate ist und, dass es eigentlich für jede Situation und jeden Körperbau eine gute Antwort gibt.
Wir beenden die letzte Trainingseinheit, indem wir noch ein paar Male die Kata laufen: Achtsam, mit gutem Bodenkontakt, Rhythmus und Atmung. Das ganze Wochenende lang haben wir uns nur mit der Kata Seienchin befasst und unglaublich viel gelernt — aber sicherlich noch nicht alles! Der thematische Fokus des Lehrgangs auf “nur” eine Kata war ein tolles Erlebnis: Nach der ersten Trainingseinheit konnten wir uns komplett auf die Konzepte konzentrieren, die uns die Kata Seienchin zeigt, und waren überhaupt nicht mehr mit dem Ablauf der Kata selbst beschäftigt.
Ein tolles und lehrreiches Wochenende in netter Gesellschaft ist vorbei. Auch der gesellige und kulinarische Aspekt ist nicht zu kurz gekommen. An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz herzlich bei Sabine und Petra für ihre Gastfreundschaft bedanken!

Max Franke

Carlos Molina Sensei bei Shingitai Stuttgart

Am 23. September 2016 war unser Sensei Carlos Molina (8. Dan Dento Shito Ryu) bei  uns in der Shito-Ryu Schule, Shingitai Stuttgart, zu Besuch. Die Unterrichtseinheit dauerte 1,5 Stunden und war aufgrund des kurzweiligen Programms sehr schnell wieder vorbei. Der Unterricht begann mit einer Aufwärmung, die nahtlos in das Hauptthema überging.
Wir lernten in der Unterrichtseinheit eine sehr wichtige Grundlage für die Durchführung von Fußstößen kennen. Das größte Augenmerk wurde dabei auf die Körperkontrolle während des Fußstoßes gelegt. Das Gleichgewicht und die Bewegungsfähigkeit standen während der Fußbewegung besonders im Vordergrund. Die Gleichgewichtsübungen sollten nebenbei auch die Vitalität und die Gesundheit stärken. Weitere wesentliche Punkte waren das Timing, die Koordination und die Zielgenauigkeit.
Die Hauptbewegung setzte sich zusammen aus einem Mae Geri, gefolgt von einem Ashi Barai und einem Gyaku Zuki, ausgeführt in einer Zeit. Als Varianten dieser Übung wurde der Mae Geri durch einen Mawashi Geri und einen Yoku Geri ersetzt.
Zunächst wurde die Übung ohne Partner im Stand und später in Bahnen ausgeführt. Nach einigen Wiederholungen kam der Partner hinzu. Die Partnerübung begann damit, dass der Angreifer einen Mae Geri ausführte, der über den Körpermittelpunkt kurz nach vorne, schnell wieder zurückgeschnappt und vorne abgesetzt wurde. Der nicht tretende Partner sollte vor dem Absetzen des Mae Geris das Bein fegen, kurz bevor das Bein den Boden erreichte. Diese Übung forderte vom Tretenden ab, das Gleichgewicht beim Absetzen des Beines zu behalten und vom Fegenden das richtige Timing für den Fußfeger zu finden. Der Fegende sollte dem Tretenden durch eine Körperdrehung, verursacht durch einen Beinwechsel mit Hüftrotation ausweichen und nach dem Standwechsel den Fußfeger zum richtigen Zeitpunkt ansetzen. Als Steigerung wurde dem Ashi Barai des Fegenden ein Mae Geri als Konter hinzugefügt. Daraufhin wurde dem Tretenden die Ura Waza gezeigt. Indem der Tretende nach dem Mae Geri und vor dem Absetzen des Beines einen Ashi Barai ausführte, konnte das Fegen des tretenden Beines verhindert werden. Der zeitgleich mit dem Ashi Barai durchgeführte Gyaku Zuku beendete die Übungssequenz.
Besonders beeindruckend war die Zielgenauigkeit von Carlos. Er demonstrierte die Übung mit dem Deckel einer Wasserflasche. Dabei legte er den Deckel ca. einen Meter weit vor sich ab, führte einen Mae Geri aus, fegte den Deckel zielgenau zur Seite und führte zeitgleich mit dem Absetzen des Beines einen Gyaku Zuki aus.

 Die Übungsform gab uns zu denken, dass jeder Fußstoß besonders kontrolliert ausgeführt werden sollte. Wir werden den Fußstoß in den Katas und anderen Übungsformen mit diesem Gedankengut üben und bedanken uns ganz herzlich bei Carlos für diese sehr wichtige grundlagenvermittelnde Trainingseinheit.